Bogenschießen

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Disclaimer
Die hier angeführten Informationen zum Bogenschießen, dienen ausschließlich der Vorstellungshilfe und für die Verwendung in Rollenspielen. Es ersetzt NICHT eine vollständige und saubere Anleitung / Betreuung, um tatsächlich mit einem Bogen umgehen zu können.

Einführung

Der Bogen ist vermutlich seit ca. 15000 Jahren bereits Bestandteil der Menschheitsgeschichte und nach dem Speer eine der ältesten Fernwaffen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass er bis zur Verbreitung des Schwarzpulvers und damit über kurz oder lang der Muskete, die Fernkampfwaffe überhaupt war. Angefangen bei der Jagd, bis hin zum militärisch orientierten und etablierten berüchtigten Waliser Langbogenschützen in der Schlacht.

Unabhängig der Geographie hat sich der Bogen in allen Kulturen ungefähr zeitgleich etabliert und unterschieden sich lediglich in ihrer Verwendung und Handhabung, gemäß der kulturellen Unterschiede.

Im Ost-Europäischen und Süd-Ost Asiatischen Raum waren eher kleinere Bögen in Verwendung, da diese auch oder vorrangig sogar beritten verwendet wurden. Hingegen im West-Europäischen Raum sich der Langbogen und seine Varianten durchgesetzt hat.

Heutzutage ist der Bogen fast ausschließlich nur noch ein Sportgerät für jung und alt und seit den 70er Jahren auch wieder in den olympischen Spielen verankert. Im Europäischen Raum ist in vielen Ländern selbst das Jagen mit dem Bogen gesetzlich untersagt. Hingegen sich in Amerika das Jagen mit Armbrust und Bogen heutzutage großer Beliebtheit erfreut und auch zu technischen Weiterentwicklungen im Bogenbau geführt hat.

Im vereinigten Königreich ist der Bogensport - vor allem mit dem Langbogen - nach wie vor von großer Beliebtheit und basiert auf der romantischen Liebelei von so manchen Monarchen (z.B.: Elisabeth I.). Daher gibt es in den UK viele traditionelle Bogensportvereine und Association, welche Regulatorien und Wettkampfmerkmale eingeführt haben. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass viele Begrifflichkeiten im heutigen Bogensport aus dem englischen Sprachgebrauch und Maßsystem kommen.

Der Bogen

Teile und Bezeichnungen eines Bogens

Der Bogen ist natürlich das Herzstück eines jeden Bogenschützen. Ohne ihn geht gar nichts und jeder Bogenschütze hegt und pflegt seinen Bogen, wie seinen Augapfel. Grundsätzlich unterscheidet man - bei traditionellen Bögen (Neuentwicklungen und Sportgeräte werden jetzt bewusst ausgenommen) - zwischen drei Varianten, wie sie im frühen Mittelalter vorhanden und in Verwendung waren.

  • Der englische Langbogen
  • Der amerikanische Langbogen (Flachbogen)
  • Der Recurvebogen

In Europa war primär der Langbogen in seinen Varianten verbreitet und kann als der "handelsübliche" Bogen der Zeit angesehen werden. In mancher Literatur ist auch beim englischen Langbogen vom mittelalterlichen Langbogen die Rede. Obwohl Funde beweisen, dass die ersten Formen eines Langbogens bereits in der Steinzeit entwickelt wurden und vermutlich jeder schon einmal in der Kindheit sich aus einem einfachen Ast und einer Schnur einen Bogen gebastelt hat.

Im Gegensatz zum europäischen Langbogen fand der Recurvebogen, auf welchem heutige Sportbögen fast ausnahmslos beruhen, besonders in den nomadischen, berittenen Völkern Süd-Ost Asiens und Ost-Europas seinen Nutzen.

Zu Zeiten des 100-jährigen Kriegs und dem ersten Einsatz der berüchtigten englischen Langbogenschützen in der Masse, genossen die Bogenschützen im Heer einen besonderen und gehobeneren Status. Verdienten zumeist mehr Sold und wurden mit den besten Materialien für die Schlacht versorgt, angefangen von Bögen und Rüstung, bis hin zu Pfeilen und weiterem Zubehör.

Natürlich kann aus vielen Stücken Holz, schnell und unkompliziert ein Bogen gebastelt werden. Doch für einen professionellen Bogen, auch in mittelalterlichen Maßstäben, bedarf es einen professionellen Bogenbauers und viel Geduld. Eine korrekte Herstellung eines Bogens, angefangen vom Abholzen des Baumes bis zum fertigen und einsatzbereiten Produkt benötigt viele Jahre, viel Erfahrung, Übung und das richtige Gespür für das Holz, den Bogen und den zukünftigen Schützen.

Auszugslänge, Bogenlänge und Zuggewicht

Beim Einsatz von Bögen stolpert man unweigerlich über die Begrifflichkeiten Auszugslänge, Bogenlänge und Zuggewicht, welche bei jedem Bogenschützen anders sind und sich auch beim versierten Bogenschützen ändern können im Laufe der Zeit.

Auszugslänge

Die Auszugslänge definiert die Distanz zwischen Ankerpunkt1 und Vorderkante des Bogens. Jene Länge ist wichtig, um die richtige Pfeilgröße des Schützen zu definieren. Wichtig bei der Auszugslänge ist nicht wie weit man einmalig den Bogen ausziehen (spannen) kann und somit die Auszugslänge erhöhen kann, sondern der durchschnittliche Auszug bei mehrmaligen Spannen des Bogens. Die Auszugslänge ist auch abhängig der Körpergröße und der Schusstechnik.

Bogenlänge

Die Bogengröße oder Bogenlänge orientiert sich an der Bogenart, der Auszugslänge und der Schusstechnik und wird üblicherweise in Zoll angegeben. Diese Länge wird entlang des Bogenrückens (die Seite, die zum Schützen zeigt), im entspannten Zustand, gemessen. Bei Langbögen wird sich bei der Bogengröße üblicherweise an der Körpergröße orientiert.

Körpergröße Bogenlänge
120-135 cm 58 Zoll
136-150 cm 62 Zoll
151-160 cm 64 Zoll
161-167 cm 66 Zoll
168-175 cm 68 Zoll
ab 176 cm 70 Zoll

Als Beispiel: 64 Zoll entsprechen 162,5 cm und sollten bei einer Körpergröße von 151-160 cm verwendet werden.

Zuggewicht

Das Zuggewicht ist die sogenannte Stärke des Bogens und wird üblicherweise in Pfund (lbs) angegeben. Sie gibt an, wieviel Kraft benötigt wird, um den Bogen zu ziehen. Je höher dieser Wert, desto schwerer lässt sich der Bogen ziehen, aber desto mehr Energie wird auf den Pfeil übertragen. Wenn also ein Bogen angegeben ist mit 30lbs, bei einer Länge von 70 Zoll und einem durchschnittlichen Auszug von 28 Zoll, dann muss der Schütze 13,6 kg mit zwei bis drei Fingern (abhängig der Schusstechnik) ziehen können, um den Bogen ordentlich zu spannen.

Das klingt im ersten Moment nicht sehr viel, doch muss man bedenken, dass die Sehne nur mit den ersten Fingergliedern gehalten wird und diese Kraft nicht einmalig aufgewendet werden muss. Laut Anekdote, musste ein englischer Langbogenschütze ein 200m entferntes Ziel innerhalb einer Minute mit 12 Pfeilen, mindestens 11mal treffen. Nach Adam Riese ergibt das einen Schuss alle 5 Sekunden, mit einer Zugkraft von 30lbs. Realistisch werden es bei einem sehr versierten und geübten Bogenschützen gerade mal um die zehn Pfeile je Minute gewesen sein. Zusätzlich sei hier noch angemerkt, dass alte, englische Langbögen meist eine doppelte oder dreifache Zugkraft besaßen, also mindestens um die 80-100lbs (ca. 36-45kg). Hintergrund war, dass schwere Pfeile verwendet wurden und die Durchschlagskraft der Kombination nochmal erhöht werden sollte, um Ketten- und Plattenrüstungen, sowie Schilde und Eichenplatten durchschlagen zu können.

(Anmerkung: Was einer hochgerechneten Geschwindigkeit der Pfeile, aufgrund Reproduktionen und Versuchen, von ca. 145-150feet per second - also ca. 153-164km/h entspricht.)

Für die Jagd wurde natürlich auch ein wesentlich "schwächerer" Bogen verwendet, da die Notwendigkeit der gehobenen Durchschlagskraft nicht vorhanden war. Ebenso bedarf das Ziehen eines Schlachtenbogens entsprechende Kraft und zeigte bei Skelettfunden entsprechende Verformungen und Abnutzungen an den Schultern.

Empfohlene Zuggewichte für den Mann (nach heutigen Maßstäben)

Bogenschütze Zuggewicht
Ein jugendlicher Schütze bis 12 Jahre 14-20 lbs
Ein selten sporttreibender Schütze 20-28 lbs
Ein recht sportlicher Schütze 28-32 lbs
Sehr aktive sportliche Schützen 32-40 lbs

Empfohlene Zuggewichte für die Frau (nach heutigen Maßstäben)

Bogenschütze Zuggewicht
Eine jugendliche Schützin bis 12 Jahre 10-16 lbs
Eine selten sporttreibende Schützin 16-24 lbs
Eine recht sportliche Schützin 24-28 lbs
Eine sehr aktive sportliche Schützin 28-34 lbs

1 ... siehe 4.2 Bewegungsablauf

Bogenarten

Der englische Langbogen

Langbogenschützen am Schlachtfeld
Querschnitt eines Eibenstammes mit Kern- und Splintholz

Dieser Bogen ist den meisten Personen aus Bildern, Film und Fernsehen bekannt und der "Klassiker" im Mittelalter (in Europa). Der Langbogen wird aus einem Stück Holz gefertigt und in die entsprechende Form, unter Berücksichtigung der Holzmaserung gehobelt. Klassisch hat man für Bögen Eiben- und teilweise auch Ulmenholz verwendet. Besonders Eibenholz bringt die natürliche Mischung von Splint- (hell) und Kernholz (dunkel) mit sich, welche für einen Bogen benötigt werden. Kernholz ist jenes, dass vor allem starken Druck standhält - druckfest ist. Hingegen Splintholz biegsamer und zugfest ist und dadurch eine natürliche Federwirkung besitzt. Durch die natürliche Kombination in der Eibe, bietet dieses Holz die besten Eigenschaften für Bögen.

Entgegen der Robin Hood Legende ist der Langbogen zwar schnell erlernt in seiner Handhabung jedoch, verzeiht er wenig Fehler im Abschuss des Pfeils und bedarf daher einiger Übung, um wirklich genau und akkurat zu schießen.

Der klassische Langbogen entspricht der üblichen Kinderzeichnung und hat ein sogenanntes D-Profil, also einen runden Bauch. Ein wenig später tauchte auch ein sogenannter Deflex-Reflex Langbogen auf. Hierbei zeigen die Enden der Wurfarme wieder vom Schützen weg.

Der amerikanische Langbogen (Flachbogen)

Traditioneller amerikanischer Langbogen (Flachbogen)

Der Flachbogen, auch amerikanischer Langbogen genannt, ist heute eine Mischung aus dem englischen Langbogen und den Bögen der amerikanischen Ureinwohnern. Funde jedoch zeigen, dass dieser Bogentyp in der Steinzeit auch in Europa zum Standard gehörte.

Im Gegensatz zum englischen Langbogen hat der Flachbogen, flache und breite Wurfarme, die fast schon ein rechteckiges Profil darstellen. Die Form der Wurfarme kann einer höheren Belastbarkeit stand halten und soll auch für ein angenehmeres Schussverhalten sorgen, beim sogenannten Handschock. Dieser tritt auf, wenn die Energie der Wurfarme nicht vollständig auf den Pfeil beim Abschuss übertragen wird, sondern sich ein Teil der Energie auch auf die Hand, welche den Bogen hält, zurück geführt wird. Bei großen und starken Bögen kann dies bei dauerhafter Nutzung tatsächlich auch zu irreversiblen Schäden am Handgelenk führen.

Ein weiterer Vorteil dieser Form und dadurch der anderen Belastung des Holzes war, dass dafür auch andere, weitaus weniger druckfestere Hölzer verwendet konnten, wie zum Beispiel: Esche, Ahorn oder gar Jagdbögen aus Hickory oder Osagedorn. Flachbögen sind entgegen ihrer englischen Namensvettern, bedeutend kürzer in der Bogenlänge und wurden damals auch nicht mit enormen Zugkräften von 80 - 100lbs gebaut.

Der Recurvebogen

Recurvebogen - gespannter Zustand
Recurvebogen - ungespannter Zustand

Auch Reflexbogen genannt, bezeichnet einen Bogen, bei welchem die zurückgebogene Form der Wurfarme, im entspannten Zustand, vom Schützen wegweisen. Heutige Sportbögen basierend beinahe fast alle auf dem Prinzip des Recurvebogens. Durch die gebogenen Wurfarme wird mehr Energie darin gespeichert und er erzielt dadurch einen höheren Wirkungsgrad als Flach- und Langbögen. Da die Bogensehne an den sogenannten Tips (Enden des Bogens) aufliegt, wird dadurch auch der Handschock minimiert und die Schwingung der Sehne auch vom Bogen absorbiert.

Bekannt ist der Recurvebogen als die typischen "Jagdbogen" und kurzen Kampfbogen des Fernen Ostens. Im Gegensatz zum Flach- oder Langbogen wird der Recurvebogen nicht aus einem Stück Holz gefertigt, sondern aus mehreren verschiedenen Materialien gebaut. Hierzu zählen: Holz, Rohhaut, Horn und Sehnen zur Verbesserung von Leistung und Langlebigkeit

Jagdbögen und Bögen für den Reiter, sind in der Regel bedeutend kleiner, als andere Bogentypen. Traditionell nur 58-60 Zoll für einen Jagdrecurvebogen. Durch die geringere Bogenlänge, sind die kürzeren Jagdbögen, bei gleicher Stärke, schneller im Wurf (Abschuss) und natürlich im Gelände oder am Pferd leichter zu handhaben. Durch die zurückgebogenen Wurfarme wird der Auszug unterstützt und geht wesentlich leichter von der Hand, bedeutet jedoch, durch die starke Biegung des Bogens und des größeren Auszugs, dass das Material wesentlich höheren Belastungen standhalten muss.

Pflege und Wartung eines Bogens

Nur bei guter Pflege wird ein Bogen den Schützen über mehrere Jahre, Jahrzehnte eine Freude bereiten und vor allem seinen Dienst und Zweck erfüllen. Gerade zu damaligen Zeiten war die Bogenpflege enorm wichtig. Holz war wertvoll und da der Bau eines Bogens seine Zeit benötigte und entsprechend nicht verschenkt wurde, konnte natürlich nicht jederzeit einfach ein neuer Bogen bestellt / gekauft werden.

Holz ist einfach ein lebender Werkstoff und bedarf entsprechender Pflege und Sorgsamkeit in der Pflege und dem alltäglichen Umgang damit. Es ist aber auch zu sagen, dass ein Bogen grundsätzlich einfach auch brechen kann, trotz sorgsamer Pflege und Fürsorge.

Der Bogen ist die Verlängerung des Armes eines jeden Bogenschützen und sollte mit entsprechender Achtung behandelt werden. Daher gilt, dass der Bogen niemals ein Ersatz sein sollte für Paddel, Krücken, Grabstöcke, Angelruten, etc.

Was kann zum Bruch eines Bogens führen?

  • Ein anderer Schütze mit längerem Auszug schießt mit dem Bogen und "überfordert" damit das Material
  • Der Bogen wird zu lange unter Spannung gesetzt bei vollem Auszug (als zu lange gelten hier bereits mehr als 5sek)
  • Der Bogen wird über das normale Maß beansprucht und ausgezogen
  • Der Bogen wird zu oft, falsch bespannt
  • Die Bogensehne wird nicht gepflegt und ist abgenutzt und/oder führt zum Sehnenriss
  • Unsachgemäße Beanspruchung der Sehne und damit auch der Spannung des Bogens in den Wurfarmen
  • Einen Schuss ohne Pfeil oder mit zu leichten Pfeilen lösen (dadurch wird die Energie des Aufziehens nicht abgegeben, sondern verbleibt im Bogen und kann zu Spannungsrissen und weiteren Schäden führen)
  • Bei bereits bestehenden Schäden des Bogens (auch Haarrisse), diesen fürs Schießen weiterverwenden
  • Wetterbedingungen werden nicht berücksichtigt
  • Dem Bogen wird kein "Aufwärmen" bzw. "Aufpumpen" erlaubt, nach längerer entspannterer Lagerung (Wenn der Bogen längere Zeit nicht bespannt gewesen ist, durch eine Sehne, dann sollte nicht direkt nach der Bespannung voll ausgezogen werden, sondern zunächst ein sogenanntes Aufpumpen durchgeführt werden. Hierbei wird der Bogen erst einige Male halb aufgezogen und KEIN Schuss gelöst.)

Womit und wie wird der Bogen gepflegt?

  • Gleichmäßiger Abzug (gleichmäßiges Loslösen des Pfeils)
  • Regelmäßige und bei Bedarf sofortige Kontrollen des Bogens auf äußere, sichtbare Beschädigungen
  • Entspannen des Bogens, wenn dieser über längere Zeit nicht verwendet wird - vor allem an heißen Tagen (Wärme dehnt Holz aus, wodurch der Bogen an Kraft verlieren kann)
  • Richtiges Bespannen des Bogens (Spannschnur oder andere Spannhilfen oder viel Übung bei Bespannung ohne Hilfsmittel)
  • Regelmäßige und bei Bedarf sofortige Kontrollen der Sehne und deren korrekten Sitz am Bogen
  • Bei kaltem Wetter sollten die Wurfarme des Holzbogens mit den Händen (reiben) kurz angewärmt werden (vor allem Eibenbögen)
  • Wenn der Bogen längere Zeit nicht bespannt gewesen ist, durch eine Sehne, dann sollte nicht direkt nach der Bespannung voll ausgezogen werden, sondern zunächst ein sogenanntes Aufpumpen durchgeführt werden. Hierbei wird der Bogen erst einige Male halb aufgezogen und KEIN Schuss gelöst.
  • Der Bogen sollte idealerweise waagrecht liegend in einem Gestell gelagert werden
  • Direkte Sonnenbestrahlung oder starke Hitze vermeiden
  • Bogensehnen regelmäßig mit Bienenwachs wachsen
  • Das Holz des Bogen regelmäßig ebenfalls entweder wachsen oder einölen (wenn keine Lackversiegelung auf den Bogen aufgetragen wurde), um es vor der Witterung besser zu schützen (Die damaligen Öle basierten fast alle auf kaltgepressten Leinsamen)

Die Sehne des Bogens

Holz alleine macht noch keinen Bogen, dazu gehört auch die Bogensehne. Um die wird sich meist solange keine Gedanken macht, bis sie reißt. Je nach Materialart und Wickelungsart kann dies entsprechend früher oder später passieren. Die Bogensehne hat die Aufgabe, die Kraft der Wurfarme auf den Pfeil zu übertragen. Bei Naturfasern kann man von ungefähr 1000 Schuss sprechen, bis die Sehne gewechselt werden sollte.

In Europa wurden Bogensehnen hauptsächlich aus Hanf, Leinen oder gar Seide hergestellt. Manche Indogene Völker verwendeten auch Tiersehnen, Rohhäute oder Tierdarm verdrillt. Doch diese organischen Rohstoffe für die Herstellung einer Sehne, beinhalten immer das Problem, dass sie sehr anfällig auf Witterungsbedingungen sind. Hier reichen oft schon geringe Temperaturunterschiede oder Feuchtigkeitsunterschiede in der Luft, um die Sehne sich ausdehnen oder zusammenziehen zu lassen. Solange der Bogen entspannt ist, ist es auch kein Problem, wenn die Sehne ihre Länge ändert. Ist jedoch der Bogen mit genau dieser Sehne gespannt und eigentlich vorbereitet zum Schuss, muss immer auf derartige Veränderungen geachtet werden - soweit wie möglich. Denn die Veränderung der Sehnenlänge bedeutet natürlich auch eine Veränderung in der Spannung des Bogens und der Wurfarme. So kann es entweder dazu kommen, dass der Bogen plötzlich zu weit aufgezogen wird und die Gefahr des Bruchs vorhanden ist oder aber die Sehne ist zu locker und es wird nicht mehr genügend Energie auf den Pfeil übertragen und es wird "leer" geschossen.

Eine Sehne besteht aus 16, 18 oder 20 Strängen, die miteinander verdrillt werden. Die Anzahl der Stränge ist abhängig des verwendeten Materials und wieviel Kraft auf die Sehne wirken soll und somit auf den Pfeil übertragen werden soll. Eine leichtere Sehne verzeiht allerdings auch weniger Lösefehler beim Schuss und reagiert "nervöser". Je mehr Stränge bedeutet allerdings auch, dass sie natürlich schwerer ist und damit auch ein wenig von der übertragenen Kraft der Wurfarme geschluckt wird. Bei hohen Zugkräften kann dieser Verlust jedoch absolut ignoriert werden.

Zuggewicht Stränge
20-30 lbs 10
30-45 lbs 12
45-60 lbs 14
60-80 lbs 16
80-100 lbs 18
über 100 lbs 20

Wie auch der Bogen, muss auch die Sehne regelmäßig geprüft und gepflegt werden. Sollte in der Sehne auch nur ein einziger Strang ausgefranst oder gar gerissen sein, dann muss die Sehne auf jeden Fall ausgewechselt werden. Zur Pflege der Sehne wird herkömmliches Bienenwachs verwendet und die Sehne, im gedrehten Zustand damit eingerieben. Viel hilft allerdings auch hier nicht viel. Trieft die Sehne nahezu vor Wachs, wird sie dadurch auch wieder langsamer.

Der Pfeil

Der Pfeil und seine Bestandteile

Ohne einen guten Pfeil bringt der beste Bogen der Welt nichts. Insofern ist ein guter Pfeil der Schlüssel für einen erfolgreichen Schuss. Ein guter Pfeil kann sogar mit einem alten, ausgenutzten Bogen ein verhältnismäßig guter Schuss gelingen. Umgekehrt jedoch wird der Erfolg eher vom Zufall abhängig sein.

Der Bau eines Pfeils ist eine ähnliche Wissenschaft, wie der Bau eines Bogens selbst. Hier spielt mit, welche Befiederung, welches Holz in welcher Stärke und Länge verwendet wird, welche Pfeilspitzen und der optimale Schwerpunkt der Pfeile. Egal wofür man sich entscheidet bei der Auswahl der Pfeile, wichtig ist nur, dass alle verwendeten Pfeile zueinander passen und gleichmäßig sind. Das bedeutet, dass eine einheitliche Befiederung, eine gleichmäßige Stärke und Länge des Schafts und idente Pfeilspitzen verwendet werden.

Befiederungsformen

Vor allem die Stärke und Länge des Schafts ergibt einen sogenannten Spinewert beim heutigen Sportbogenschießen. Dieser gibt unter Anderem auch die Biegesteifigkeit des Pfeils an, welche wiederum für die Stärke des Bogens interessant sein kann. In damaligen Zeiten jedoch wurde hier wohl eher auf Erfahrung und Versuch zurück gegriffen.

Die Nocke eines Pfeils ist jener Teil, welcher auf die Sehne aufgesetzt wird und der Pfeil dadurch in seiner Position am Bogen verbleibt. Damals wurden Nocken entweder ins Holz geritzt oder sogar aus Metall angefertigt, abhängig davon, ob der Schwerpunkt des Pfeils beeinträchtigt werden soll oder nicht.

Für die Befiederung der Pfeile wurden natürlich Federn verwendet, vorrangig die großen Schwungfedern von Graugänsen, Truthähnen oder Schwänen. Die Pfeilbefiederung wird aus jenem Teil der Feder erstellt, welcher in der sogenannten Öllinie der Feder liegt. Insofern ist ein Aussortieren der guten Federn ein Muss für jeden Bogenschützen bzw. Pfeilhersteller. Nach der Spaltung der Federn, wird die gewünschte Form der Befiederung aus den Federn - und unter Berücksichtigung der Öllinie - herausgeschnitten und die Feder auf das hintere Ende des Schafts gewickelt. Für die Anbringung der Befiederung gibt es natürlich die verschiedensten Arten, sowie die Drehung und Form der Federn. Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile und hängt stark von ihrer Verwendung ab. Ein Pfeil, der weit und hoch fliegen soll, aber kaum Durchschlagskraft benötigt, wird eine andere Befiederung benötigen, als ein Pfeil, der kurz und stark fliegen soll. Die mittelalterliche "Allrounder" Variante stellt ein Dreieck der Feder dar und wird um den Schaft gewickelt.

Öllinie einer Feder

Die Art der Pfeilspitze aus Metall oder in noch früheren Formen aus Stein oder Horn, ist ebenfalls abhängig ihres Verwendungszweckes. Soll ein möglichst großer Schaden am Ziel verursacht werden oder soll ein sauberer Stichschuss passieren oder soll das Ziel einfach nur getroffen, aber nicht verletzt werden. Im Mittelalter wurden Pfeilspitzen üblicherweise aus Metall, mittels einer Gussform, in Massenproduktion erzeugt. Entweder wird die Spitze dann auf den Schaft aufgesetzt oder, je nach Form, der Schaft eingeschnitten, der Schaft der Spitze eingesetzt und anschließend verwickelt.

Auch Pfeile sollten regelmäßig kontrolliert werden auf Beschädigungen und gegebenenfalls ersetzt oder repariert werden. Die Herstellung eines Pfeils ist zwar bedeutend einfacher, als die eines Bogens, bedarf jedoch auch eines Material- und Zeitaufwands. So war es nicht weiter verwunderlich, dass nach einer Schlacht oder Jagd, auch erheblich viel Zeit dafür aufgewendet wurde, verschossene Pfeile wieder einzusammeln und auf ihre weitere Tauglichkeit zu prüfen.

Das Schießen

Mit all der Ausrüstung steht der Bogenschütze nun vor seinem Ziel und .... Das Bogenschießen selbst ist eine gut erlern und trainierbare Abfolge von Bewegungsmustern, die sich auch bei verschiedenen Bögen, Pfeilen und Verwendungsarten nicht groß unterscheidet.

Wichtig für den Bogenschützen ist jedoch, dass jeder Schritt gut trainiert ist und somit ohne viel Nachdenken automatisiert abgerufen werden kann und zwar immer ident. Dies bedeutet, dass im Zuge des Trainings immer die selbe Kraft für den Auszug verwendet werden sollte, immer der selbe Ankerpunkt, die selbe Zeit zum Anvisieren und die selbe Art und Weise des Pfeil lösens. Nur dann, kann der Schütze sich auch sicher sein, dass er sein Ziel nicht nach dem Glücksprinzip trifft.

In der Regel sagt man, dass man die Basistechnik in ungefähr 3 Jahren gut erlernt und antrainiert ist. Der Feinschliff jedoch dann noch einmal 6-8 Jahre benötigt. Insofern ist davon auszugehen, dass ein guter Bogenschütze viele, viele Jahre regelmäßiges und intensives Training am Bogen hinter sich gebracht hat.

Ausrüstung

Beim heutigen Sportschießen wird wesentlich mehr Schutzausrüstung verwendet, als es noch früher der Fall war. Doch manche Dinge, sind seit etlichen hunderten Jahren ständige Begleiter von Bogenschützen.

  • Armschutz (kurz oder lang)
  • Handschuh oder Fingertab
  • Köcher für Rücken oder Hüfte
  • Transporttasche für den Bogen (früher eine einfache Leinentasche)
  • eventuell Spannschnur
  • Bogen-, Sehnenwachs
  • Ersatzteile für Pfeile (Befiederung, Spitzen, Wickeldraht)

Schussablauf

Jeder einzelne Schussablauf gliedert sich ebenfalls in seine Phasen, so gibt es die statischen Elemente und die dynamischen Bewegungsabläufe. Alle Phasen müssen über den Bewegungsapparat, die Muskulatur und das Nervensystem koordiniert werden. Der Bogenschütze benötigt also Kraft, Ausdauer und koordinative Fähigkeiten die richtig trainiert und zu einem perfekten Schuss zusammengeführt werden wollen. Durch bewusstes Training sollen die einzelnen Phasen und Bewegungsabläufe automatisiert werden, dies soll den perfekten Schussablauf erreichen.

Der Schuss wird grob in folgende Hauptphasen unterteilt:

  • Vorbereitung
  • Vorarbeit
  • Endzugphase
  • Nacharbeit

Grundsätzlich ist es natürlich dem Schützen selbst überlassen, welchen Teilschritt er in welcher Reihenfolge macht, ein paar Dinge, werden allerdings nicht machbar sein, wenn sie nicht hintereinander passieren. So kann der Pfeil einfach nicht nach dem Lösen der Sehne erst eingenockt werden.

Im Detail sieht eine Schussabfolge wie folgt aus (hier wurde jetzt nur eine Variante angeführt - wie so oft, ist die von Trainer zu Trainer unterschiedlich):

  • Der Stand
  • Das Einnocken des Pfeils
  • Der Griff in die Sehne und der Griff in den Bogen
  • Der Mindset oder die Geisteshaltung und Visualisierung
  • Die Vorbereitung (Set up)
  • Der Auszug
  • Das Ankern
  • Das Halten und Aufbau der Rückenspannung
  • Das Zielen und der Endzug
  • Das Lösen
  • Das Nachhalten
  • Die Entspannung und die Analyse des Schussablaufs

Der Stand ist das Fundament des Schusses. Empfohlen wird ein sogenannter Offener Stand. Dies bedeutet, dass die Füße etwa schulterbreit auseinander stehen und das Gewicht gleichmäßig auf beide Füße verteilt sein.

Das Einnocken des Pfeils, wie der Name vermuten lässt, bedeutet, dass bei diesem Schritt der Pfeil auf die Sehne angelegt - also eingenockt wird. Wie auch immer das jeder Bogenschütze macht, es sollte nur immer die gleiche Weise sein und zu einem Teil der Routine werden.

Der Griff in die Sehne

Der Griff in die Sehne und der Griff in den Bogen bedeutet, dass bei diesem Schritt der Bogen in der Bogenhand richtig gehalten wird und der Druckpunkt des Handballens zum Tragen kommt. Mit der anderen Hand greift man in die Sehne, fixiert damit den eingenockten Pfeil und übt ein wenig Zug an der Sehne aus, bis die Bogenhand richtig sitzt. Die Bogenhand sollte den Bogen niemals versuchen zu erwürgen. Der Bogen sollte relativ locker und entspannt in der Hand liegen und durch den Zug an der Sehne, automatisch gegen den Handballen gedrückt werden. Theoretisch können die Finger vom Bogengriff losgelassen werden und er würde immer noch an der richtigen Position sitzen.

Das Mindset und die Visualisierung ist eine kritische Stufe des Schusses und entscheidet, neben all den materiellen Eigenschaften über Erfolg oder Misserfolg des Schusses. Der Kopf sollte frei von störenden Gedanken, Zwischenrufen und Zweifeln sein. Eine klare Visualisierung dessen, was man mit diesem Schuss erreichen möchte. Wichtig an diesem Punkt ist immer auch ein Augenmerk auf die eigene Atmung zu haben. Auch diese kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden und entgegen so mancher Vermutung: Nein! Luft anhalten beim Zielen ist genau verkehrt! Ruhig und langsam weiter atmen und die Bewegung des Brustkorbs, der Arme und der Schultern beim Atmen miteinbauen.

Mit der Vorbereitung, dem Set-up, ist die körperliche Ausrichtung gemeint. Ungefähr 2/3 des Körpergewichts sollten auf den Fußballen ruhen, die Hüften offen zum Ziel gerichtet, während die Schultern in Linie zum Ziel gebracht werden. Bogenschießen kommt aus den Schultern, weswegen diese auch die meiste Arbeit leisten und dafür zuständig sind, dass die Kraft richtig angewendet wird.

Danach erfolgt der richtige Auszug der Sehne, welche bisher nur etwas gespannt war. Auch hier übernehmen wieder Schultern bzw. Schulterblatt die eigentliche Arbeit. Die Sehne muss beim Auszug in einer geraden Linie bis zum Gesicht des Schützen gezogen werden. Der Auszug selbst sollte, um den Ellenbogen und die Schulter in richtiger Linie zu behalten, relativ zügig passieren.

Im beinahe selben Atemzug wird auch schon das Ankern vorgenommen. Sobald der Vollauszug erreicht ist, müssen Zugarm und Zughand als eine Einheit in die sogenannte Ankerposition angehoben werden. Dieser ist im Regelfall unter dem Kieferknochen. Beim Ankern sollte die Spitze des Ellenbogens eine gedachte weiterführende Linie des Pfeils bilden, einerseits von der Seite betrachtet, als auch von oben betrachtet.

Der darauffolgende Schritt ist das Halten und Aufbau der Rückenspannung. Beim Ausziehen des Bogens wird unweigerlich auch Ober-, Unterarmmuskulatur aufgewendet, welche sich jetzt wieder entspannen darf und ausschließlich die Rückenmuskulatur übernehmen sollte. Auch kann an diesem Punkt erneut nochmal ein Moment der Visualisierung und Entspannung aufgenommen werden, um sich der richtigen Position bewusst zu werden.

Treffer

Erst danach wird erstmalig wirklich gezielt. Beim Bogenschießen sollten immer beide Augen offen bleiben, da der Mensch nur mit zwei Augen wirklich richtig Entfernungen abschätzen kann. Als sogenannter Endzug werden die letzten paar Millimeter bezeichnet, die bei der Anvisierung des Ziels endgültig ausgezogen werden.

Nun ist es soweit und der Schuss wird gelöst. Hierfür bedarf es eigentlich keiner wirklichen Bewegung. Lediglich die Finger, um die Sehne, entspannen sich, die Schultermuskulatur zieht etwas zurück und die Sehne rutscht dadurch aus ihrer Haltung von den Fingern weg.

Sobald die Sehne gelöst wurde, sollte der Schütze für ein paar Sekunden noch in genau dieser Haltung bleiben und sich das Loslösen der Sehne verinnerlichen und die Bewegungen vervollständigen, bevor der geistige und körperliche Abschluss durch die Entspannung einsetzen kann und sich der Schütze für den nächsten Schuss bereit macht.


Quellen